Allein für mich
Alleinsein hat nichts zu tun mit Einsamkeit. Wo Einsamkeit das Gefühl des Verlusts von Nähe meint, das Empfinden, in eine Welt geworfen zu sein, in der es keinen Zusammenhalt und kein Netz gibt, bedeutet Alleinsein, die ganze Welt geistig zu sich einzuladen. Wer allein ist, lässt Gott und die Welt bei sich ein. Kränkungen und Demütigungen, Hochgefühle und Glück schmecken nach und erhalten ein Gedächtnis in der Seele. Beim Alleinsein wachsen innere Bilder, entstehen Visionen, öffnet sich Erkenntnis, ordnet sich die Existenz. Wer allein ist, tritt sich selbst ungeschützt gegenüber, und niemand kann zur Verteidigung gerufen werden.
Von Johanna Haberer